Pressemitteilung
„Die Klimakrise wartet nicht“ – Vielfältiger Protestnachmittag vom Bündnis Klimaalarm
Das Bündnis Klimaalarm Münster veranstaltet am Samstag, den 31. Oktober einen vielfältigen Protestnachmittag unter dem Motto „Münster Horror Climate Show“. Mit mehreren dezentralen Aktionen möchten die im Bündnis zusammengeschlossenen Gruppen auf verschiedene „Tatorte“ der globalen Klimakatastrophe aufmerksam machen und die anhaltende Dringlichkeit der Klimakrise aufzeigen.
Das Bündnis sieht dabei aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen vom eigentlich geplanten Demonstrationszug ab und ruft stattdessen zu aktivistischen Spaziergängen in kleinen Gruppen auf.
„Die Klimakrise wartet nicht“, äußert Gustav von Blanckenburg von Fossil Free Münster. „Deswegen gehen wir am Samstag auf die Straße und fordern konsequenten Einsatz für Klimagerechtigkeit.“ Das Bündnis Klimaalarm rufe darum zwischen 15 und 18 Uhr zu selbstorganisierten aktivistischen Spaziergängen zwischen dem LWL-Landeshaus am Freiherr-vom-Stein-Platz und dem Aasee auf. In diesem Bereich veranstalten zahlreiche Klimagerechtigkeitsinitiativen Aktionen an „Tatorten“ der Klimakrise.
Unter Beachtung strenger Hygieneschutzmaßnahmen wolle das Bündnis zeigen, dass auch während der Coronakrise der Einsatz für eine klimagerechte Zukunft mit Protest auf der Straße möglich und notwendig sei. Das Konzept des Aktionstages sei aufgrund der steigenden Infektionszahlen angepasst worden, unter anderem werde von einem bereits geplanten Demonstrationszug abgesehen. „Uns ist es wichtig, verantwortungsvoll und solidarisch in der Coronakrise zu handeln. Gleichzeitig schreitet die Klimakrise mit voller Wucht voran, sodass weltweit bestehende Ungerechtigkeiten massiv verschärft werden. Davor dürfen wir nicht die Augen verschließen“, so Lena Ursprung von den Students for Future Münster.
Ab dem Nachmittag werden an verschiedenen Stellen in der Stadt die Initiativen des Bündnisses vertreten sein und Orte sichtbar machen, an denen Akteur*innen durch ihre Entscheidungen und Aktivitäten maßgeblich zur weiteren Verschärfung der Klimakrise beitragen.
Fossil Free Münster protestiert vor dem Hauptgebäude des Landschaftsverband Westfalen-Lippe, da dieser noch immer knapp 5 Mio. Aktien des Klimakillers RWE hält. Den Verkauf hält Fossil Free Münster für absolut notwendig, um eine gerechte Politik für Menschen und Umwelt zu ermöglichen. Konsequentes Handeln für Klimagerechtigkeit gehe nur, wenn auch die Parteipolitik unabhängig von profitorientierten Konzerninteressen entscheiden kann. „Wenn der LWL die Abstoßung der RWE-Aktien nicht endlich mal umsetzt, wird er langsam zum Gruselkabinett“, kommentiert Lina Birkner für Fossil Free Münster.
Extinction Rebellion wird gegen die Abholzung des Dannenröder Forstes auf der „Münster bekennt Farbe“-Wiese an der Promenade protestieren. „Die Bundesregierung und die schwarz-grüne Landesregierung in Hessen versuchen zurzeit durch Einsatz von Polizei und SEK, die Räumung und Rodung des Dannenröder Forst gewaltsam durchzusetzen. Die Waldbesetzer*innen beschützen aber nicht nur den Dannenröder Forst, einen 300 Jahre alten und gesunden Mischwald; es geht ihnen auch darum, den Bau der A49 zu verhindern. Der Bau der neuen Autobahn bedeutet die Zerstörung des Danni und des benachbarten Herrenwaldes und gefährdet das Grundwasserreservoir im Gleental. Da nicht alle Menschen die Möglichkeit haben, in den Danni zu fahren, werden wir auf weitere Solidaritäts-Aktionen direkt hier in Münster hinweisen. So unterstützen wir die Waldbesetzer*innen, die von Polizeigewalt und Repressionen direkt betroffen sind“, erklärt Mariele Wischer von Extinction Rebellion Münster.
Die Interventionistische Linke wird in einem Beitrag die Bundespolizeiinspektion als „Tatort“ der Klimakatastrophe kennzeichnen. Die Bundespolizei stehe besonders für Repression gegen Migrant*innen und Asylsuchende. „Wenn wir die Praxis des Racial Profilings kritisieren, dürfen wir aber nicht vergessen, dass es auch eine fundamentale Kritik an den Rahmenbedingungen des kapitalistischen Staates braucht. Die Bundespolizei steht auch für Repression gegen Protestaktionen wie Castortransporte und Braunkohletagebaue. Dabei greift sie immer wieder mit massiver Gewalt Aktivist*innen an und verteidigt so die anhaltende Zerstörung des Klimas“, so Lisa Bergen von der Interventionistischen Linken Münster.
Die BUNDjugend Münster wird vor dem Büro der Bundesumweltministerin Svenja Schulze die unzureichende Klimapolitik der jetzigen Bundesregierung kritisieren. So sei das sogenannte Klimapaket der Regierung nicht ausreichend und auch der Kohleausstieg könne mit der Inbetriebnahme eines riesigen neuen Kohlekraftwerks nicht ernst genommen werden. „Die Corona-Hilfen werden zu mehr neuen Autos auf den Straßen führen. Und eine Staatsbeteiligung an Lufthansa in Milliardenhöhe wird auch in Zukunft ökologisch sinnvolle Flugbeschränkungen verhindern. Die Bilanz der Bundesregierung im Klimaschutz ist höchst unbefriedigend und das werden wir am Samstag vor dem Büro der Bundesumweltministerin Svenja Schulze klarmachen“, so Sebastian Rümmelein von der BUNDjugend Münster.
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster wird ebenfalls protestieren. Münster sei eine Drehscheibe für internationale Urantransporte und solle dies nach dem Willen der Bundesregierung auch bleiben, heißt es vonseiten der Aktivist*innen. Seit Mai 2019 seien insgesamt 20 Uranmüllzüge von der Urananreicherungsanlage Gronau durch den Münsteraner Hauptbahnhof zur billigen Endlagerung nach Russland gefahren. Urananreicherer Urenco und die deutschen Anteilseigner RWE und EON wollen so eine wesentlich teurere Atommülllagerung in Deutschland vermeiden. Doch Russland sei nicht die Atommüllkippe für Deutschland. Zugleich sichere die Urananreicherung in Gronau Deutschland die technische Möglichkeit zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran. Aus diesem Grund sei die Urananreicherung vom Atomausstieg ausgenommen worden. Die Aktivist*innen fordern von der Bundesregierung einen sofortigen Stopp der Uranmüllexporte sowie die Stilllegung der Urananreicherungsanlage Gronau.
Greenpeace Münster wird an der Promenade, Ecke Windthorststraße, mit einer schwimmenden Kulisse des Prinzipalmarkt-Modells symbolisch auf den globalen Meeresspiegelanstieg aufmerksam machen. Das Schmelzen von Gletschern und des Inlandeises an den Polen, sowie die Ausdehnung der sich erwärmenden Ozeane lassen den Meeresspiegel weltweit steigen. Während im 20. Jahrhundert der durchschnittliche jährliche Anstieg noch bei 1,7 mm lag, betrug dieser für die vergangenen zwei Jahrzehnte bereits 3,2mm pro Jahr. Laut Weltklimarat könnte bis zum Ende des Jahrhunderts der Meeresspiegel um bis zu 1 Meter ansteigen. Solch ein Anstieg bedeute eine unmittelbare Gefährdung, insbesondere für dichtbesiedelte Küstenregionen und Inselstaaten. 30 der 50 größten Städte liegen am Meer, weltweit seien somit rund 200 Millionen Menschen in tiefliegenden Küstenregionen betroffen. Mit ihrer Aktion wollen die Aktivist*innen ihre Solidarität mit den direkt Betroffenen zum Ausdruck bringen.
Health for Future wird den Blick auf den Gesundheitssektor werfen. Die Liste der Krankheiten, die durch die Klimakrise ausgelöst oder verstärkt werden, sei mit Hitzschlägen, Infektionserkrankungen, Mangelernährung und vielen weiteren sehr lang. Gleichzeitig sei der deutsche Gesundheitssektor für 5,2 % der jährlichen Treibhausgas Emissionen Deutschlands verantwortlich. Dem gesellschaftlichen Auftrag, Krankheit abzuwenden und Gesundheit zu fördern, könne das Gesundheitssystem nur gerecht werden, wenn Krankenhäuser, Praxen und die Arzneimittelherstellung so schnell wie möglich klimaneutral werden. Andernfalls widersprechen sich eigener Anspruch und Handlung, was im Einzelfall zu kognitiven Dissonanzen führt, heißt es vonseiten der Aktivist*innen. „Wir von Health For Future fordern die Kliniken, Praxen und Rettungsdienste Münsters auf, effektive Maßnahmen zur Reduktion ihrer direkten und indirekten Emissionen einzuleiten, um auch die Ursache, anstatt bloß die Symptome der Klimakrise zu behandeln“, erklärt Marlene Dißmann von Health for Future.
Fridays for Future Münster kritisiert: „Münster verkauft sich gerne als nachhaltige Fahrradstadt. Dabei haben auch hier immer mehr Menschen ein Auto und fahren es auch immer mehr. Hinzu kommt ein Anstieg des Pendelverkehrs mit dem Auto in die Stadt. Für eine echte Verkehrswende müssen große Teile des Straßenraums dem Auto genommen und nachhaltigen Verkehrsmitteln gegeben werden. Wir fordern mehr Platz für Menschen und somit eine klimagerechte Umverteilung des Straßenraums.“
Der Tierrechtstreff Münster wird vor McDonalds vertreten sein. „Der blutrünstige Konzern McDonalds repräsentiert für uns am 31. Oktober die Tierausbeutung als eine der größten Klima-Sünden dieses Planeten. Hier werden empfindungsfähige Lebewesen aus reiner Profit-Gier um ihre essenziellsten Bedürfnisse gebracht. Längst kann auch der führende Anteil der Tierindustrie an den sozialen und ökologischen Folgen des Klimawandels nicht mehr geleugnet werden. Wie soll ein Herrschaftssystem, das auf Profit, Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Leid basiert, Gerechtigkeit vorbringen? Klimagerechtigkeit beginnt bei der Kritik am vorherrschenden System und seinen Säulen, dem Kapitalismus, dem Rassismus, dem Patriarchat und nicht zuletzt auch dem Speziesismus!“, erläutert Josephine Härthe vom Tierrechtstreff Münster.
Die Students for Future Münster machen sich am Ludgerikreisel für eine Verkehrspolitik stark, die sich nicht weiter im Kreis dreht. Es sei notwendig, die autofixierte Verkehrsplanung zu beenden und stattdessen mehr Platz für Fußgänger*innen und Fahrräder zu schaffen sowie den Ausbau des ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) voranzutreiben. „Es kann nicht sein, dass der ÖPNV weiter kaputtgespart wird. Um Klimaziele zu erreichen, braucht es eine Verkehrswende und das geht nur mit weniger Autos und mehr Bussen und Bahnen. Dafür müssen sich die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten endlich verbessern“, so Julian Hindriks von den Students for Future Münster.
Die Seebrücke Münster wird an der Ausländerbehörde am Stadthaus 2 ihrem Protest Ausdruck verleihen. Dass der Klimawandel zum Hauptfluchtgrund werden könnte, sei schon dem Flüchtlingskommissar der UNO im Jahr 2009 klar gewesen, doch noch immer trage die EU weiter zur Zerstörung von Existenzen bei, heißt es vonseiten der Aktivist*innen. „Die Verursacher*innen befinden sich im globalen Norden, die Leidtragenden im globalen Süden. Wir müssen Verantwortung übernehmen für von uns verursachtes Leid und deshalb sind internationale Solidarität und konsequentes Handeln gefordert, auch in Münster. Wir als Seebrücke stehen am 31.10. zur „Münster Horror Climate Show“ vor der Ausländerbehörde, um unserer Forderung nach Beendigung jeglicher Abschiebungen und einem Ende der Entrechtung geflüchteter Menschen Nachdruck zu verleihen“, so Kennet Winter von der Seebrücke Münster.
- BUNDjugend Münster
- Ende Gelände Münster
- Extinction Rebellion Münster
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- Fridays For Future Münster
- Seebrücke Münster
- SofA – Sofortiger Atomausstieg Münster
- Students For Future Münster
- Tierrechtstreff Münster
Kontakt:
Mail: klimaalarm-ms@riseup.net
Gustav von Blanckenburg (Fossil Free Münster)
Sebastian Rümmelein (BUNDjugend Münster)
Lena Ursprung (Students For Future Münster)